Der Wald der Riesen

Nach einigen Monaten im Teich liege ich nun unter diesen jahrhundertealten Bäumen. Ich bin beeindruckt von ihrer Erhabenheit und Grösse. Seht nur, wie majestätisch sie sind! Einige von ihnen werden 40 Mal länger leben als ich, der ich kaum älter als zehn Jahre werde.

Der Wald empfängt uns beruhigend und friedlich mit offenen Ästen und seinem Laub, um uns Schutz, Trost und neue Kraft zu geben. Die Japaner nutzen seine therapeutische Kraft übrigens schon seit langer Zeit. Der Kontakt mit den majestätischen Bäumen hilft, Schwierigkeiten zu überwinden, bringt Gelassenheit und Selbstvertrauen. Da ich mich um den Verlust der Feuchtgebiete sorge, schätze ich die Vorzüge des Waldes ebenso wie die gestresste und emotional erschöpfte Gesellschaft, die mich umgibt. Die Wiederverbindung mit der Natur ist unerlässlich und rettend.

Aktivität: Drei Bäume erzählen Ihnen Geschichten aus ihrem langen Leben.

Klicken Sie hier um die Geschichte der Eiche anzuhören (auf französisch).

Klicken Sie hier um die Geschichte der Buche anzuhören (auf französisch).

Klicken Sie hier um die Geschichte der Fichte anzuhören (auf französisch).

Aber noch mehr...

Der Wald als Raum und Zeit und der Baum als Lebensraum

Der Wald ist geduldig, sogar sehr geduldig. Bäume leben in einer anderen Zeitdimension als wir. Sie brauchen Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, um „erwachsen” zu werden. Es ist nicht ungewöhnlich, auf jahrhundertealte Eichen oder Buchen zu stossen. Die Bäume dieses Waldes, der den Spitznamen „Riesenwald” trägt, sind alle weit über hundert Jahre alt. Sie sind daher Zeugen einer Vielzahl von Anekdoten, Begebenheiten, aber auch grossen historischen Ereignissen.

Diese alten Bäume mit einigen trockenen oder abgebrochenen Ästen, Höhlen, rissiger Rinde, Auswüchsen und kleinen Feuchtgebieten in Astgabeln bieten einer Vielzahl von Lebewesen einen Lebensraum. Sie beherbergen zahlreiche Vögel, Fledermäuse, Nagetiere, Insekten, Reptilien, Schnecken, Moose usw. Der Reichtum dieser Mikrohabitate nimmt mit dem Alter des Baumes zu. Die Erhaltung dieser „Denkmäler” macht daher durchaus Sinn.

Der Wald, eine Oase der Ruhe

In unseren modernen und hyperaktiven Gesellschaften muss der Wald einen immer bedeutenderen Beitrag zu unserer körperlichen und psychischen Gesundheit leisten.

Ein Spaziergang im Wald wirkt sich positiv auf die Erholung und das psychische Wohlbefinden aus, verbessert die Stimmung und die Aufmerksamkeit. Mehrere Studien belegen, dass Bäume und Wälder präventiv oder sogar therapeutisch für unsere Gesundheit eingesetzt werden können. Die Japaner sind davon überzeugt. Die „Waldtherapie” oder „Shinrin-Yoku” in Japan wird von der traditionellen Medizin zunehmend anerkannt.

Zu jeder Zeit und unter allen Umständen erscheint der Wald als eine Oase der Ruhe. Die oft jahrhundertealten Bäume flössen einen gewissen Respekt und eine ganz natürliche Demut ein. Der Wald ist ein Ökosystem, das sich in einer anderen Zeitdimension entwickelt; die Zeit steht still, Reflexion und Meditation nehmen den ganzen Raum ein; das wirkt beruhigend.

Die Sanftheit der windgeschützten Waldumgebung, die milderen Temperaturen im Winter wie im Sommer, der natürliche Schatten und die konstante Luftfeuchtigkeit sorgen für das Wohlbefinden der Besucher. Das im Laufe der Jahreszeiten wechselnde Farbenspiel und die mächtigen Stämme wirken belebend auf unsere Psyche.

Phytonzide oder flüchtige Verbindungen

Phytonzide tragen indirekt zu unserem Wohlbefinden bei. Der Baum gibt diese flüchtigen Verbindungen (VOC) ab, um einen Abwehrprozess gegen Schädlinge oder pathogene Mikroorganismen einzuleiten. Diese gasförmige Warnmeldung hat den Vorteil, dass sie sich sehr schnell innerhalb des Baumes und der benachbarten Waldgemeinschaft verbreitet. Diese kann dann schnell reagieren, indem sie beispielsweise Tannine in ihren Blättern produziert und freisetzt, um sie für Schädlinge ungeniessbar zu machen.

Bei Waldspaziergängen werden diese Verbindungen vom Besucher eingeatmet. Es wurde eine positive Wirkung dieser flüchtigen Substanzen auf unsere Gesundheit beobachtet, insbesondere im Hinblick auf den Abbau von Stress.

Nicht umsonst behandelt die traditionelle japanische Medizin bestimmte Beschwerden durch Eintauchen in diese natürliche Umgebung. Der Kontakt zu majestätischen Bäumen, umgeben von Grün, hilft uns, unsere Schwierigkeiten zu überwinden, bringt Gelassenheit und Zuversicht. Diese Dimension des Waldwohlbefindens gewinnt in unseren urbanisierten, globalisierten, gestressten und emotional erschöpften Gesellschaften immer mehr an Bedeutung.

Ein rettender Wald

Der starke Aufschwung der Waldschulen und Waldspielgruppen in den letzten Jahren hat dazu beigetragen. Der Kontakt des Kindes mit der Natur ist ein wichtiger Faktor für seine Entwicklung und seine zukünftige Wahrnehmung unserer Umwelt. Das Leben und Entdecken des Waldes ermöglicht ihm, ihn besser zu verstehen und später, im Erwachsenenalter, eine emotionale Bindung aufzubauen, die von positiven Erinnerungen und Empfindungen geprägt ist.

Diese «therapeutische» Kraft des Waldes, die in unserer Gesellschaft noch weitgehend unbekannt ist, wird die Gestaltung und Pflege von städtischen und stadtnahen Wäldern beeinflussen. Die Entwicklung von Freizeit-, Bildungs- und nachhaltigen Tourismusaktivitäten im Wald hat indirekte positive Auswirkungen auf die Gesundheit. In diesem Sinne trägt die Förderung attraktiver, einladender und vielfältiger Wälder wesentlich zum Wohlbefinden unserer Gesellschaft bei.

Die Einrichtung einer sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern, Verwaltern und Experten aus allen Bereichen ist eine echte Herausforderung für die Zukunft. Der Wald von morgen wird noch multifunktionaler sein.

1 Waldtherapie: basiert auf der Idee, dass sich der Aufenthalt im Wald oder in der Nähe von Bäumen positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit auswirkt (Quelle: Wikipedia)