Monokulturen, was für ein Genuss

Was für ein Glück für mich, dass im letzten Jahrhundert die Monokultur der Fichte so stark verbreitet war! Aus wirtschaftlichen Gründen wurde dieser Nadelbaum massenhaft in der Ebene gepflanzt, sodass ich heute die Qual der Wahl habe. Ich habe mich bei jedem klimatischen Zwischenfall (Dürren, Stürme ...), der die Bäume schwächte, exponentiell vermehrt. Die Fichte wächst ursprünglich in den Voralpen, wo die Temperaturen kühler sind als in der Ebene. Hier geben mir die langen heissen Monate die Möglichkeit, bis zu drei Generationen pro Jahr zu entwickeln, während es in den Bergen normalerweise nur eine ist. Ausserdem machen die letzten trockenen und heissen Sommer die Fichten wehrlos, ein wahres Festmahl !
Allerdings werden diese Bäume bei diesem Tempo bald aus unseren Breitengraden verschwinden, und ich werde in höhere Lagen ziehen müssen, um mich zu ernähren. Die Fichte wird nun durch trockenheitsresistentere Baumarten wie die hier vorkommende Linde ersetzt. Mist, ich muss meine Koffer packen !
Aber noch mehr...
Der Borkenkäfer gräbt weiter seine Gänge
Der Klimawandel, der durch wiederkehrende trockene und heisse Sommer gekennzeichnet ist, begünstigt die Entwicklung des Borkenkäfers. Die häufigen Stürme und Hitzewellen haben den Wald stark geschwächt. Die vielen umgestürzten, abgebrochenen oder einfach nur wasserarmen Fichten boten dem Borkenkäfer einen günstigen Nährboden für die Fortpflanzung. Die Entwicklung einer Borkenkäferpopulation hängt übrigens eng mit klimatischen Ereignissen (Stürme, Dürren usw.) zusammen. Das Wurzelsystem, aber auch das Kreislaufsystem der Bäume ist oft geschädigt, sodass sie sich nicht mehr normal versorgen und somit den Borkenkäfern nicht mehr wirksam entgegenwirken können. Darüber hinaus weisen einige Wälder noch einen hohen Anteil an Fichten in Monokultur auf, was eine schnellere Entwicklung des Insekts ermöglicht. In Mischwäldern mit Laubbäumen sind die Befälle übrigens weniger stark. Das Insekt befällt die schwächsten Fichten einer Population gemäss einem natürlichen Verjüngungsprozess der Wälder. Dadurch wird die Vermehrung von Schadinsekten begünstigt.
Studien von Dr. Seidl et al. aus den Jahren 2011 und 2014 an der BOKU in Wien1 lassen den Schluss zu, dass der Mensch doppelt für das Waldsterben in Europa verantwortlich ist. Der Klimawandel spielt dabei zwar eine wichtige Rolle. Die tiefgreifende Veränderung der Struktur unserer Wälder durch die unüberlegte Anpflanzung von Nadelbaum-Monokulturen im 20. Jahrhundert hat jedoch das Ökosystem Wald erheblich geschwächt und verarmt.
Die Fichte stammt ursprünglich aus den Voralpen und wurde aus wirtschaftlichen Gründen massiv in der Ebene angepflanzt. Sie ist anfällig für den Befall durch den Borkenkäfer. Dieser profitiert von den wärmeren Temperaturen in tieferen Lagen über einen längeren Zeitraum und kann so mehrere Insektengenerationen entwickeln. Er vermehrt sich dadurch exponentiell. Diese massiven Befälle sind für Fichten tödlich, die oft noch unter sommerlichen Trockenperioden leiden, die ihre Abwehrkräfte zusätzlich schwächen. Die Entwicklungskurve der Borkenkäferherde ist übrigens eng mit extremen Wetterereignissen verbunden, die die Bäume schwächen.
Was tun ?
Wie Sie sich vielleicht denken können, ist die wirksamste Bekämpfungsmethode, die Entwicklung des Insekts in der ersten Generation zu unterbrechen. Die Familie vermehrt sich so schnell, dass dies später viel schwieriger wird. Da der Einsatz chemischer Mittel im Wald verboten ist, bleibt nur die sogenannte „mechanische” Bekämpfung. Dabei wird der befallene Baum gefällt, entrindet oder sofort zu Sägewerken gebracht. Die nicht vermarktbaren Teile der Bäume werden dann zerkleinert und in seltenen Fällen verbrannt.
Man muss wissen, dass vom Borkenkäfer befallenes Holz etwa die Hälfte seines Marktwertes verliert. Das Holz verfärbt sich nämlich bläulich, was von den ästhetischen Eigenschaften abweicht, an die wir gewöhnt sind. Seine statischen Eigenschaften bleiben jedoch erhalten. Es wäre sinnvoll, diese Standards zu überdenken, da Holz mit bläulichen Nuancen auch seinen Reiz haben kann.
1 Increasing forest disturbances in Europe and their impact on carbon storage: Rupert Seidl, Mart-Jan Schelhaas, Werner Rammer & Pieter Johannes Verkerk, Nature Climate Change (2014) et Unraveling the drivers of intensifying forest disturbance regimes in Europe : Rupert Seidl, Mart-Jan Schelhaas, Manfred J. Lexer, First published: 26 April 2011